Brombeer Paradies

„62 Tage“ beruht auf einem Text des japanischen Autors Shimada Masahiko, in dem er die authentische Geschichte eines etwa vierzigjährigen Mannes beschreibt, der sich, nur mit wenigen Utensilien und gänzlich ohne Nahrung, in die Einsamkeit der japanischen Wälder zurückzieht, um dort allein seinem Diktaphon die Geschichte seines allmählichen, 62 Tage währenden Verhungerns anzuvertrauen. (Video, Sound, Text).
Der zweite Teil des Abends basiert auf einem Interview, das der Filmemacher und Schriftsteller Alexander Kluge mit der fiktiven Figur eines wohlhabenden und trotz offensichtlich körperlicher Malaisen unerhört genusssüchtigen Mannes führt.

Der Feinschmecker, der Hungernde, der Tod und das Mädchen
Zwei Bühnenstücke über Genuss und Verweigerung

„Die Hauptfigur des zweiten Teiles (Matthias Scheuring) bringt sich ebenfalls zu Tode. Allerdings recht unbeschwert und voller Genuss. Das Ende strebt er nicht an, aber er nimmt es in Kauf als Preis seiner intensiven sinnlichen Erfahrungen. Der Gourmet weiss, was Ihm schmeckt, er ist ein differenzierter Esser mit Gespür für kulinarische Zwischentöne. Er kann mit fast kindlicher Begeisterung von Bratkartoffeln schwärmen, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Als Mahnerin begleitet ihn eine junge Frau. Danielle Clamer ist die Stimme der medizinischen Vernunft, sie hält ihm die körperlichen Folgen seiner Völlerei vor Augen, sie argumentiert. Er solle doch die Zeit des Genusses aufrechnen gegen die des Schmerzes, der Krankheit. Nein, entgegnet er. In einem Schlüsselsatz, Schmerz und Genuss „in absoluten Zahlen“, „das ist falsch gedacht. Denn „ich zelebriere den Genuss und reduziere den Schmerz auf das Minimum.“
Der Westen, 7.4.2008

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